Warum heißt es eigentlich der
Person-zentrierte Ansatz - und nicht der Personen-zentrierte?
Sie implizieren die Annahme, dass bei „Anwendung“ dieser drei „Basisvariablen“ „personzentriert gearbeitet“ wird. Doch sind diese Begriffe nur ein Teil einer tiefgreifenden Persönlichkeits- und Beziehungstheorie, die der amerikanische Psychologe Carl Ransom Rogers (1902-1987) ab den 40ger Jahren, bis zu seinem Tod entwickelt, erweitert hat. Die Wirksamkeit seiner Theorie wurde in vielen Studien bestätigt.
Rogers Personzentrierter Ansatz (ehemals: Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie) ist deshalb so besonders wertvoll, da er übergreifend eingesetzt werden kann: seine "6 Bedingungen" und sind das Fundament jeglicher zwischenmenschlichen Interaktion. Er beschreibt die zentrale kommunikative Handlungsgrundlage in allen Arbeitsfeldern, in denen Menschen in ihrer Entwicklung unterstützt werden sollen – unabhängig von der „Sache“ um die es geht. Rogers Erkenntnisse sind heute noch die tragende Säule zwischenmenschlicher Beziehungen, in Form einer spezifischen Haltung im Miteinander.
Die professionelle Begleitung von Menschen (wie z.B. in den Arbeitsfeldern Coaching, Beratung und im Gesamt der Mitarbeiterführung) sollte auf sechs „notwendigen und hinreichenden Bedingungen“ aufgebaut werden können, die Rogers für den Psychotherapieprozess aufgestellt hat. Sie gelten heute nachweislich noch für jede förderliche Unterstützung.
Denn sie vervollständigen „Technik“ zu jener Haltung, mit der Menschen - mit ihren systemrelevanten Bezügen, auch in schwierigen Situationen - erreicht werden können.
Diese sechs Bedingungen sind:
Die Integration dieser Bedingungen sind als „Wirkfaktoren“ zu verstehen, die darüber entscheiden, ob und wie Veränderung und konstruktive Entwicklung unterstützt werden kann; wie "Motivation für etwas", auf der Basis von individuellen Ressourcen im Gespräch, initiiert werden kann.
Unser Menschenbild prägt unsere Begegnungen mit anderen Menschen. Denn Menschenbilder bestimmen unser zwischenmenschliches Handeln - ob bewusst oder unbewusst: unser Menschenbild ist ein Autopilot für unsere Haltung, mit der wir Menschen begegnen. Nicht nur in Coaching und Beratung.
Die Grundlage der Personzentrierten Theorie und des Personzentriert-interagtiven Coachings ist das humanistische Menschenbild. Doch was beinhaltet Dies eigentlich?
Lesen Sie hier: Das humanistische Menschenbild
Zur Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten sollten zwischenmenschliche ENTFALTUNGSRÄUME zur Verfügung gestellt werden können:
Bedingungen, unter denen Menschen konstruktiv „in-sich-schauen“ können, um Zusammenhänge zu entdecken, die für sie relevant sind, sie Selbst-Entwicklungen und -Entfaltung erleben lassen.
Eine Inkongruenz besteht dann, wenn es eine innere Diskrepanz zwischen Denken, Handeln und Fühlen gibt. Es ist die Voraussetzung zur Änderungsbereitschaft: Wenn etwas getan wird, was sich nicht "gut und richtig" anfühlt. Dann passen die Erfahrungen, die in einem Augeblick gemacht werden, nicht mit den verinnerlichten Bewertungen zusammen.
„Kongruent sein“ ist das „gute Gefühl“, das sich in Situationen bemerken lässt, wenn sich alles echt oder integriert anfühlt. Wenn das, was gerade gefühlt werden kann und das Denken und Handeln, in einem bestimmten Augenblick, übereinstimmen.
Dieser Übereinstimmung nachzugehen bedeutet dem individuell Wichtigen auf die Spur zu kommen.
Wertschätzung im humanisitschen Verständnis, heißt, die Person - ihr Wesen - zu achten und nicht nur ihr Tun, ihre Handlungen in den Vordergrund zu heben und als "positiv" wertzuschätzen. Es bedeutet, eine Person zu schätzen, ungeachtet der verschiedenen Bewertungen, die man aus der eigenen Perspektive vornehmen kann.Wird Wertschätzung gelebt, fühlen sich Personen angenommen. Sie werden als Mensch nicht in Frage gestellt sondern in ihrem So-Sein akzeptiert. Das erzeugt Sicherheit und ermöglicht Flexibilität.
Empathisches Verstehen ist einem Übersetzungsangebot „Innenwelt – Außenwelt“ ähnlich.
Es ist die Reaktion auf die Emotion des Anderen.
Es kann dadurch signalisiert werden, indem angesprochen wird, was „zwischen den Zeilen“ ausgesprochen oder bemerkt wurde.
Und es setzt einen Verzicht von Interpretationen, Deutungen, Erklärungen voraus. Empathisches Verstehen ist wichtiger Teil EMOTIONALER INTELLIGENZ und Grundlage der Selbstwahrnehmung
Ob das Unterstützungsangebot die Person erreicht hat, lässt sich z.B. mit der Beantwortung der Fragen überprüfen:
Wie viel Motivation wird bei der Person sichtbar, sich für eine Sache einzusetzen oder sich kritisch mit Eigenem auseinanderzusetzen? Wie viel Energie ist zu spüren, eigene konstruktive Lösungen zu finden? Und welche Resonanz aufeinander ist zu spüren?
Resonanz ist ein Indikator, der die Wechselwirkung kommunikativer Systeme anzeigt.
Damit meinte Rogers, dass es weniger Techniken und Methoden sind, sondern dass es die "gewisse Art von Beziehung" ist, mit denen die Entwicklung einer Person unterstütz werden kann. Diese Erkenntnisse Rogers werden seit vielen Jahren immer wieder von verschiedenen Richtungen überprüft und immer wieder bestätigt. (siehe auch: "Haltung vor Technik")
Der Personzentrierten Ansatz befassst sich mit dem "Problem" das eine Person hat - und ist gerade deshalb ressourcen- und lösungsorientiert. Denn erst, wenn auch der Person deutlich wird, was das "Thema hinter dem Thema" ist, kann sie eine für sich passende Lösung finden, die nachhaltig wirkt und authentisch umgesetzt werden kann.
Das Selbstverständnis eines Menschen wird bestimmt durch die individuelle Wahrnehmung der Realität.
Diese Wahrnehmung ist gefiltert durch sehr frühe, biografische Erfahrungen. Dieser, sog. „innere Bezugsrahmen“ (C. Rogers) ist ein komplexes System von Annahmen, Einstellungen, Fantasien, Vorurteilen.
Der innere Bezugsrahmen ist damit unsere ursprüngliche Informationsquelle, die Situationen, durch diese Erfahrungen, emotional bewertet, als "gut" oder "schlecht". Diese inneren Muster bestimmen unser Handeln, Denken und Fühlen.
"Wenn ich eine gewisse Art von Beziehung herstellen kann, dann wird der andere die Fähigkeit in sich selbst entdecken, diese Beziehung zu seiner Entfaltung zu nutzen und Veränderung und persönliche Entfaltung finden statt.“ (Carl Rogers)
Rogers war der Auffassung, dass jede Person über Möglichkeiten verfügt, um „sich selbst zu begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellungen und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern.“
Um diese Tendenz zu unterstützen, braucht es im Coaching und in Beratung, eine innerlich zugewandte Haltung, damit sich die Person ihren Möglichkeiten entsprechend entfalten kann.
Diese Seite ist ein Service der Deutschen Akademie für Coaching und Beratung (DACB).
Die Inhalte erweitern wir ständig. Abonieren Sie neue Inhalte hier
Sie haben Fragen oder Anmerkungen? Senden uns Ihre Mail über das Kontaktformular